Geist, Kraft, Stoff - Buch II - 25. Kapitel, Die geistigen Gaben der Menschen  -   [ Hauptwerk ]  -   [ Zurück ]  -   [ Weiter ]

Geist-Kraft-Stoff ; Adelma v. Vay; christliche Offenbarung, medial empfangen 1869; herausgeg. von Catharina, Adelma und Ödön von Vay, 1870; Lechners Hofbuchhandlung Wien; Copyright beim Herausgeber: Rudolf Passian ; Erfasser T. Frey ; Online-Text aus der 7. Auflage im Bedellion-Verlag, D-56329 St. Goar, Printed in Germany 1993, ISBN: 3-87667-204-X

Buch II.  -  25. Kapitel

Die geistigen Gaben der Menschen

Wir sagten euch im vorigen Kapitel, dass der Motor von innen und aussen durch die Organe wirke, und dass die äusseren Eindrücke von aussen nach innen durch die Sinne wirken, was eine Bewegung und Assimilation dieser beiden Wirkungen, einen Ausdruck in den Organen und ein Seelenleben durch Gedanken findet.

Der Mensch hat ein geistiges, ein seelisches und ein sinnliches Leben. Stehen diese drei im gesetzlichen Gleichgewicht, so ist dies ein gesunder, fähiger, normaler Mensch. Ist das sinnliche Leben überwiegend, so ist dies ein roher Mensch; ist das seelische überwiegend, so ist es ein einfacher, aber doch fähiger Mensch, ist das geistige überwiegend, so ist dies ein hervorragender sehr begabter Mensch, meistens mit schwächlichem Organismus.

Oft bildet sich der Geist durch das Seelenleben eine organische Freiheit, d.h. eine geistige Freiheit aus den Organen heraus, durch die Lockerung des fluidischen Lebensbandes.

Dieses gibt unnormale Menschen, hysterische Organismen, die mehr seelisch-geistig als sinnlich-seelisch leben. Die Menschen nennen diese Erscheinungen Hysterie und Somnambulismus.

Diese Erscheinungen liegen nur in der Lockerung und Dehnbarkeit des fluidischen Lebensbandes, durch den Motor herbeigeführt.

Der Nervenkrampf ist oft Folge eines solchen Heraustretens des Motors durch zu grosse Dehnung des fluidischen Lebensbandes.

Der Somnambulismus wird durch das Dehnen dieses fluidischen Lebensbandes im menschlichen Organismus erzeugt. Der Geist wird freier und der Mensch, statt sinnlich-organisch zu denken und zu fühlen, denkt, fühlt, sieht, hört geistig-seelisch, was sich als Reflex in den Organen wiedergibt. Da in diesem Falle immer nur der individuelle Geist des Menschen sieht, hört und empfindet und dazu seine menschlichen Organe als Reflex-Wiedergeber gebraucht, so sind in diesem halbsinnlichen, halbseelischen Leben Abstufungen, individuelle Anschauungen, die vom Individuum selbst herstammen, welches je nach seiner geistigen Stufe sieht, hört und fühlt.

Alle psychischen Erscheinungen, die mittels Dehnung des fluidischen Lebensbandes sich im Menschen äussern, sind seelischer und geistig individueller Art. Der Organismus ist hierbei in unnormalem Zustand, krank, in Disharmonie, im organischen Zustand des Schlafes, bei starker Dehnung des Lebensbandes nur sehr weniger Nahrung bedürftig.

Es ist dieses ein Zustand, der der Heilung bedarf; erstens weil er dem menschlichen Organismus nicht zuträglich, zweitens weil es oft eine Derotierung des eigenen Geistes ist, der ungehorsam und auch hochmütig das sinnlich-menschliche Leben, die Einverleibung, nicht annehmen will. Da alles seinen Gegensatz, seine Abstufungen hat, so hat auch dieser geistig-seelische Zustand seine Gegensätze und Abstufungen.

Die Menschen haben bis jetzt weder den Zustand selbst noch das Heilen desselben begriffen und aufgefasst.

Es sind dies Studien der Jetztzeit, welche in der ärztlichen Wissenschaft Umstürze und Fortschritte bringen.

Es gibt noch eine zweite Art psychologischer Erscheinungen, von dieser ersten sehr verschieden. Dieses sind die sogenannten Medien, welche schreiben, reden, sehen, hören, heilen; und zwar nicht nach dem Impuls des eigenen Motors, sondern nach dem Impuls eines fremden Motors.

Bei den Medien soll das Drei des Menschen, Geist, Seele, Körper, harmonisch gestimmt, gesund sein, wenn sie gute Medien, Mittel reiner Mitteilung sein sollen.

Hier tritt keine Dehnung des Lebensbandes ein. Es gesellt sich nur zum eigenen ein fremder Motor, der bewegend durch die Belebung und den Organismus des Mediums sich äussert; hierdurch den natürlichen Motor ersetzend, der, dem fremden mechanisch folgend, ein mechanisches Medium wird.

Wenn also ein entkörperter Geist sich den Menschen äussern will, so bedient er sich hierzu des seelischen und organischen Lebens des Menschen, weshalb sich der Geist nie ganz frei, sondern immer nur mehr oder weniger mechanisch äussern kann.

Es ist die Medienschaft kein organisch unnormaler Zustand des Menschen; sie ist die Ersetzung des eigenen Motors durch einen fremden, weshalb der Mensch, im Augenblick der motorischen Ersetzung, anders, d.h. sich selbst fremd denken, fühlen, reden, schreiben wird.

Alle Menschen sind mehr oder weniger Medien, mit mehr oder minder motorischer Ersetzung; es gibt hierin grosse Unterschiede und Abstufungen.

In mechanischen Medien ist ein totaler, motorischer Wechsel, so dass der eigene Geist dem Ersetzer mechanisch folgt, ohne selbst zu handeln und zu denken und diesem das freie Feld lässt. In diesem Zurücktreten des eigenen Motors nun gibt es Hunderte von Abstufungen, durch den eigenen Motor herbeigeführt. Bei einigen Menschen hat der motorische Verkehr nur eine äussere organische Einwirkung, bei andern eine seelische. Erstere Menschen kommen durch organische Äusserungen von aussen auf ihnen fremde Gefühle und Gedanken. Andere wieder werden halbe Medien durch die seelischen Eindrücke, die sie empfangen und wiedergeben.

Die motorische Ersetzung in den Medien kann auch, wenn der Ersatz durch böse und niedere Geister geschieht, in den Medien Krankheiten, Krämpfe bösester Art, sogenannte Besessenheiten erzeugen. Dieses jedoch hat stets seinen geistigen Grund in der Sühne oder der Busse früherer Fehler des davon Betroffenen.

Doch dieses ist ein Feld eigener Studien über viele Kuren und Beweise der Heilung, welche wir in einem nächstfolgenden Werke der Menschheit dartun wollen.

Die Wissenschaft der geistigen Sühnungen und Verkettungen und der hieraus folgenden organischen Krankheiten wird ein grosses Licht auf die so unbekannten Rätsel der psychischen Leiden und Zustände der Menschheit werfen.

Dass Entkörperte sich äussern, und zwar durch Menschen, ist eine Wahrheit; dass sie hierzu einer Kraft, eines Stoffes bedürfen, ist ein Gesetz, da alles durch Geist, Kraft und Stoff geschieht. Die Entkörperten bedienen sich der Verkörperten durch Ersetzung des motorischen Elementes, durch Wirkungen auf die Organe und auf das seelische Leben, um sich zu äussern. Sie finden bis jetzt die Mittel ihrer Äusserung nur im menschlichen Körper. Könntet ihr die Komplexe chemisch und kräftiglich in einer Form zusammenstellen, so würden die Entkörperten durch diese sich äussern.

Könntet ihr chemisch und kräftiglich einen Fötus zusammenstellen und ihn in lebensfähige Elemente legen, so würde er gewiss, durch das immer rotierende geistige Prinzip belebt, langsam zum Embrio werden, denn der Geist und das Lebensprinzip suchen ihnen adäquate Kraft und Stoff zur Belebung; sind diese da, so werden sie eben belebt. Hierin wiederholen wir auch nur das Gesetz, dass alles Vorhandene durch Geist, Kraft und Stoff allein eine vollkommene, lebende, tätige Schöpfung wird.

Stellt dem Geist ihm adäquate Kraft und Stoff in einem Komplex hin, so werdet ihr eine intelligente Äusserung aus diesem früher stummen Komplex erhalten. Wir haben diesen Komplex, diese Äusserungsmöglichkeit bis jetzt nur im Menschen, folglich äussern wir uns auch nur durch denselben.

"Ein jeder Mensch ist Medium," ist ein sehr vielbedeutendes Wort, es heisst: Ein jeder Mensch hat fremde, ihm nicht eigene Gedanken und Gefühle ausser seinem eigenen, motorischen Leben.

Die grössten Talente sind halbe Mediumschaften, auch Inspirationen genannt. Sie kommen halb aus dem eigenen, halb aus fremdem Motor.

Der Mensch ist sinnlich, äusseren Eindrücken ausgesetzt, und ist es seelisch, den seelischen oder nervengeistigen Eindrücken der Geister. Ihr findet hierin die versuchende und die gute Stimme des Gewissens: die seelische Empfindung fühlt beide Einflüsse und teilt sie dem Motor mit.

So ist ein jeder Mensch mehr oder weniger Medium, den Einflüsterungen der Geister ausgesetzt. Diese Einflüsse sind bedeutender, als es die Menschen ahnen; sie sind ebenso verschieden, von der höchsten Reinheit, bis zum tiefsten Gegensatz, als es eben Unterschiede in Menschen und Geistern gibt.

Der Mensch erhielt seinen Verstand und die christliche Lehre, um hierin das Böse vom Guten zu unterscheiden, die Entartung vom Gesetze zu trennen.

Bei einigen Menschen bildet sich die Mediumschaft zu einer Gabe aus, deren Fähigkeit in einer besonderen Geschmeidigkeit der Nerven liegt. Diese Gabe muss so, wie ein anderes Talent geübt werden, um sich zu vervollkommnen. Da die Vervollkommnung in der Reinheit, Einfachheit und Wahrheit der geistigen Mitteilungen liegt, so ist für die Ausbildung des Mediums, Selbstveredelung, Demut und eine streng moralische, religiöse Leitung nötig.

Den so begabten Menschen ist die Ausübung ihrer in einem solchen Fall immer mechanischen Mediumschaft ein geistiges und ein Gesundheitsbedürfnis, weil die Flexibilität ihrer Nerven dazu tangiert und dieser medianimischen Übung bedarf.

Das Gesetz der Ähnlichkeiten und Relativitäten ist auch hier waltend. So wird ein guter Mensch gute Geister an sich ziehen, reine hohe Geister sich durch reine Medien äussern. Der Gegensatz hat keine Macht über die Reinen, er erscheint nur als Versucher. Ein im menschlichen Körper einverleibter Gesetz-Geist kann motorisch nie durch einen Gegensatz-Geist ersetzt werden, es ist dies fluidisch und seelisch unmöglich, da das Gesetz über dem Gegensatze steht und dieser nicht verdrängend, nur versuchend auf jenes einwirken kann. Es ist dieses Gesetz auch für das, was wir Besessenheit nannten, gültig. Es muss hier das Gesetz, dass Ähnliches Ähnliches hervorbringt, für die Mediumschaften scharf betont werden.

Kein Mensch wird gegen seinen Willen der bösen Influenzierung folgen, der eigene Motor ist immer stärker, als der fremde, so er eben den Willen hat.

Beim Somnambulismus sagten wir, dass das Ausdehnen des fluidischen Bandes ein dem Organismus ungesunder Zustand sei, der geheilt werden soll. Hier sagen wir, dass die mechanische Mediumschaft eine Begabung sei, die den Menschen aus seinem normalen Zustand nicht herausreisst, sondern ihm eine nötige Ausübung ist, wenn die Flexibilität der Nerven und die Begabung da sind.

Wir wollten hiermit die Entstehung dieses ganzen Werkes in seinem Naturgesetze erklärt haben. Es entstand nämlich durch totale motorische Ersetzung und durch ein ganz mechanisches Folgen des eigenen Motors unserer motorischen, leitenden Bewegung.

Da es Geister gibt und dieselben in allen Kreisen leben, so müssen sie sich auch motorisch, durch ihren Nervengeist, wenn sie es den Menschen sicht- oder hörbar tun wollen, äussern; sie gebrauchen hierzu die menschlichen Organismen.

Wir wollen hier die Mediumschaft vom Somnambulismus getrennt sehen; erstere als eine die menschliche Gesundheit nicht störende Begabung, letztere als eine Disharmonie oder heilbare Hysterie.

Die Entkörperten sind von den Verkörperten nur durch die Sinne, also nicht total getrennt.


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Letzte Änderung am 14. August 2000