Geist, Kraft, Stoff - Buch II - 23. Kapitel, Der Gottbegriff auf Erden  -   [ Hauptwerk ]  -   [ Zurück ]  -   [ Weiter ]

Geist-Kraft-Stoff ; Adelma v. Vay; christliche Offenbarung, medial empfangen 1869; herausgeg. von Catharina, Adelma und Ödön von Vay, 1870; Lechners Hofbuchhandlung Wien; Copyright beim Herausgeber: Rudolf Passian ; Erfasser T. Frey ; Online-Text aus der 7. Auflage im Bedellion-Verlag, D-56329 St. Goar, Printed in Germany 1993, ISBN: 3-87667-204-X

Buch II.  -  23. Kapitel

Der Gottbegriff auf Erden

Betrachten wir im allgemeinen den Gottesbegriff auf Erden, das Christentum und dessen Fortschritt erst später im 1. Kapitel der Potenzierung berührend. Im Weg der Depotenzen seht ihr den dreifachen Fall der Geister, die Entartung ihrer Fähigkeiten, die Verdichtung der Stoffe, die Vervielfältigung der Kräfte.

Betrachten wir nun für die Erde selbst, die eine materielle Stufe ist, den geistigen Fall, hiemit verbunden die Entfernung von Gott, die geistige Schwierigkeit, sich Ihm zu nähern.

Vor dem Erscheinen des Christentums lag der Gottesbegriff nur im kleinen Stamme Israel, in einem Volk unter Hunderten. Aus Israel teilte sich die Gott-Idee in das Christentum, in den Mohammedanismus. Alle anderen Völker der Erde kennen Gott in seiner geistigen Wesenheit nicht. Sie verehren ihn, entweder bildlich in sinnlichen Gegenständen, oder sie suchen Ihn in Eigenschaften, als Gott der Rache, des Krieges usw. Mit einem Wort, sie beten Kraft und Stoff, statt des Geistes an.-

Der Glaube an den schaffenden Gott verliert sich auch unter den Christen, er ist von den Forschern der positiven Wissenschaft aus derselben ausgeschlossen. Diese Forscher, nur nach sichtbaren Beweisen gehend, schliessen Gott, da sie Ihn in der Schöpfung noch nicht fanden, aus der Wirkung von Kraft und Stoff aus, nicht bedenkend, dass ohne Geist, ohne Gott, ohne Motor, Kraft und Stoff ein leb- und kraftloses Nichts wären. Wenn man nur an das glaubte, was man sehen und greifen kann, so müsste bald die Wissenschaft zu nichts werden; denn eben das Unsichtbare, Geist und Kraft, beleben, bewegen, das Sichtbare - den Stoff. Wie sollte man den Geist greifen können, wenn sogar die Kraft an und für sich als solche weder sicht-, noch greifbar ist, sondern nur aus der Aktion im Stoffe als vorhanden beweisbar wird. Suchet Gott in seiner Dreieinigkeit, als Unwandelbarkeit, als Schöpfer, als Gesetz und ihr werdet Ihn besser begreifen. In Anbetracht ihrer tiefen Depotenzstufe in Geist, Kraft und Stoff sind der Erde die falschen Gottbegriffe nicht zu verargen: ihre Bewohner durch Sinnlichkeit und Hochmut gefallene Geister, und ihr Körper, der Erdball, eine ausgeworfene, abgesonderte Materie, deren Kräfte das Relative vom Relativen sind.

Wenn also die Erdenmenschen sich selbst bessernd und vergeistigend, einen Schritt vorwärts in der Ausbildung ihrer Vernunft und in der Bildung ihrer entarteten geistigen Gaben gemacht haben werden, dann werden sie Gott gross und erhaben vor sich sehen, die Naturgesetze, alles aus Ihm, der Unwandelbarkeit kommend, erkennen. Bis zur Erreichung dieser Erkenntnis gibt es kein wahres, feststehendes Wissen, ohne Hypothesen und Umsturz.

Gott hört durch Seine Allgegenwart, durch die Verdichtungen Seines Urlichtes hindurch, vermöge Seiner Kraft dein Rufen, dein Bitten, o Mensch! Suche Ihn, trachte Ihn zu erkennen! Du bist ja so weit von Ihm, o Wurm, dass du Jahrtausende forschen kannst, deinen Geist Jahrtausende bilden, reinigen kannst, ehe du Ihm näher kommst. Und je mehr du Ihn erkennst, desto erhabener und grösser steht Er vor dir, so dass dein sehnender Geist immer feuriger und beseelter wird in der eigenen Potenzierung, Vergeistigung und Bildung. -

Das Näherkommen zur wahren Erkenntnis Gottes macht Ihn nur um so grösser!!

Der Fall der Geister versinnlichte den Gottesbegriff, denn ein jeder Mensch, ein jeder Geist hat Ihn individuell je nach dem Grad seiner Bildung, je nach den waltenden Gebräuchen und Sitten seiner Umgebung inne.

Und wenn man fragt, warum wird Gott versinnlicht, verbildet? Warum, wenn Er der mächtigste Gott ist, zeigt Er sich nicht durch Wunder mächtig und gross?

Versinnlicht wird Er durch die Menschen selbst, die in der Sünde geboren sind, d.h. die als Geister schon geistig entartet, verbildet, auf die Erde kommen, in welcher höhere Geister nur als Ausnahme einverleibt werden, um euch Gott besser verstehen zu lehren.

Gott greift nie Seinen eigenen Naturgesetzen vor, weshalb keine Wunder geschehen. Das Wort Wunder ist eine menschliche Erfindung, sie bezeichnet die Unwissenheit der Gesetze Gottes. Alles kommt zeitgemäss nach dem Gesetze und erreicht nach demselben sein Ziel. Es wäre unzeitig gewesen, wenn Christus zur Zeit des blühenden Griechentums gekommen wäre. Es war aber im Gesetz sehr zeitgemäss, dass Er späterhin kam.

Ein Vorgreifen dem rotierenden Lebensturnusse gibt es nicht, Stufe für Stufe, Glied für Glied müssen kämpfend errungen werden. Deshalb, o Mensch, bleibe nicht stehen, arbeite, arbeite und fange das Werk der Einswerdung und der Erkenntnis bei dir selbst an, denn der Weg ist lang! -

Ein verzagtes Stehenbleiben ist Hindernis, Zeitverlust! Im fortwährenden drehenden Turnus der Rotation vorwärts! - dreimächtig - mit Geist, Kraft und Stoff gegen Geist, Kraft und Stoff; d.h. mit deinem ganzen Geiste, mit deinem ganzen Willen, mit deinem ganzen Sinne gegen die Entartung des Geistes, des Willens und der Sinne! -

Die wahre Erkenntnis Gottes kommt der Erde nur stufenweise zu, Schritt für Schritt durch den Geist der Offenbarungen oder Missionen, durch Kraft im Glauben und in der Liebe, durch Stoff im Forschen und im Denken.

Es überstiege die Stufe der irdischen geistigen Intelligenz, auf einmal einen Sprung in höhere Stufen zu machen. Schon das Wenige, was die Menschen bis jetzt von geistiger Wissenschaft wissen, begreifen sie nicht und leugnen es als fabelhaft und wundersam oder kleiden es in sinnliche Begriffe. Es ist freilich unlogisch das Vorhandensein dessen, was man nicht fassen noch begreifen kann zu leugnen; weil du, o Mensch, an das Geistige nicht glauben kannst und es nicht begreifest in deiner tiefen Stufe, so ist es deshalb nicht minder vorhanden. Doch dieses ist den Menschen, wie gesagt, ihrer geistigen Stufe nach nicht zu verargen, deshalb eben sollen sie arbeiten und Gottes Gnade, die in Christi Mission liegt, mit Dankbarkeit nutzen.

Ja, Gott ist da, trotz des Leugnens ist Er da. Eben was euch gesetzlos scheint, ist es vor euren Augen nur durch die Unkenntnis des Urgesetzes Geist, Kraft, Stoff.

Der Hochmutsfall verdüsterte die Vernunft und Intelligenz der Geister und brachte sie in diese entsprechend dichten Einverleibungen. Die Demut und Erkenntnis Gottes jedoch soll die Geister befreien!

Es ist sehr bezeichnend, dass eben auf Erden, die, wie ihr es aus dem Zahlengesetze sehet, eine der letzten Stufen des Alls ist, Gott so wenig gekannt und so viel geleugnet wird.

Die eigene geistige Versunkenheit und der Hochmut hindern die Menschen, d.h. die gefallenen Geister, an der Erkenntnis und Liebe Gottes. Die wahre Erkenntnis Gottes liegt in der Befolgung der Liebe Gottes; wie wenige gibt es, die Ihn also wahrhaftig erkennen! -

Vor dem Christentum gab es keine geistigen Gesetze auf Erden. Man lebte der Erde, den Sinnen; es war sinnliche Freiheit, ausgenommen im Stamme Israel, der die Gesetze Mosis streng eingehaltend, den Gottesbegriff und den Glauben an die eigene Unsterblichkeit, an geistige Gesetze aufrechterhielt. Deshalb seht ihr auch aus ihrem Stamme die reinsten und höchsten Männer des Altertums kommen. Sie nannten sich das Volk Gottes und waren es auch, solange sie Gottes Gesetze befolgten und mit denselben rotierten.

Ihr erster Fehltritt war das Nichtanerkennen des Messias; hierin fehlte nur ein Teil des Volkes, der, von Hochmut geblendet, den Nazarener nicht als den verheissenen Messias anerkennen wollte. Der andere Teil des Volkes Israel jedoch glaubte an ihn, - es entstand ein Bruch, ein Fall der Hochmütigen in hartnäckige Verblendung und ein Fortschritt für die Gläubigen, die an das vergeistigende Prinzip des Christentums glaubten und dafür stritten, kämpften. -

Durch individuelle geistige Besserungen, durch Erhöhung der geistigen Fähigkeiten, durch Vervollkommnung in der Erkenntnis Gottes, durch Anerkennung Seiner Gesetze allein wird die Welt fortschreiten.

Die Potenzierung der Geister geht Schritt für Schritt mit der Potenzierung von Kraft und Stoff, alle Glieder der menschlichen Gesellschaft durchdringend, die wilden Tiermenschen, die Übergangsvölker, sowie die Zivilisation.


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Letzte Änderung am 14. August 2000